Ich & Ego

Ich

„Was ich einmal werden möchte“

So oder so ähnlich war damals das Thema, als ich im Kindergarten dieses Bild malte. Seit ich mich erinnern kann, war ich fasziniert von Kungfu-Filmen, Shaolin-Mönchen und dem „großen Geist“. Doch statt zum Karate schickte mich meine Mutter in den Reitstall. Das war auch schön, aber eines Tages vorbei.

Die Affinität zur Kampfkunst war geblieben.

Also ging ich irgendwann zum Tai Chi Chuan-Training. Ich war von der ersten Stunde an gefesselt. Diese Art sich zu bewegen, die Mischung aus Spüren, Machen, Loslassen und Einlassen war genau das, was ich immer gewollt habe. Und obendrein stellte sich noch heraus, dass es dort auch Karate-Training gab …

Einige Jahre zuvor hatte ich begonnen, mich mit Meditation zu beschäftigen. Und so fügte sich alles wunderbar zusammen.

Vita

  • Ausbildung zur Werbe-, Architektur- und Industrie-Fotografin
  • Anstellung als Fotografin bei L&L Lieferservice und Logistik GmbH (Birkenstock, Birkis, Papillio…)
  • Umzug aus dem Westerwald an den Niederrhein
  • Familie
  • Selbständig mit eigener Medienagentur
  • Beginn des Kampfkunst-Trainings im Zen Shorin Ryu
  • Eigene Gruppenleitung Tai Chi Chuan
  • Erweiterung des Gewerbes durch Kampfkunst-Unterricht
  • Lehrerin für Qigong und Tai Chi Chuan am Max-Plank-Institut in Düsseldorf
  • Trainingswechsel zum Shaolin-Karate Do
  • C-Trainerschein im Breitensport
  • Bewegungspatin für den Kreissportbund Viersen

Ego

Es gibt ganz unteschiedliche Gründe Tai Chi Chuan zu erlernen. Für viele Menschen steht die Förderung ihrer Gesundheit an erster Stelle. Einige finden es optisch sehr ansprechend, wieder andere brauchen einen entspannenden Ausgleich zu ihrem Alltag. Es gibt noch viele weitere gute Gründe. Darüber hinaus steckt in Übungswegen wie Meditation und Kampfkunst allerdings noch mehr Potential. Sie können uns einen Weg öffnen zur „Überwindung des eigenen Ego“.

Dies heißt nicht, dass die eigene Existenz geleugnet oder aufgegeben werden soll. Es zeigt lediglich, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Vorstellung von meinem „persönlichen Ego“ – losgelöst von der Umwelt und einem „Ego“, welches eingebunden ist in eine allumfassende Realität.

Schwierig ist dieses persönliche Ego, weil es beständig durch Gedanken und Gefühle auf uns einredet. Es weiß angeblich wer wir sind, was uns gefällt, wer sich fürchterlich daneben benimmt und vor allem, was uns alles fehlt, um glücklich zu sein.

Es ist sehr schwer, diese jahrelang benutzten Mechanismen zu unterbinden. Aber besiegt man diesen inneren „Gegner“, gewinnt man an Stärke und kann klarer sehen; wer man ist und vor allem, dass die eigene Existenz nicht auf uns selbst beschränkt ist. Man ist Teil dieser Welt.

Hara

Auf Japanisch bedeutet Hara Bauch. Wir, in unserem Alltag, haben häufig etwas an ihm auszusetzen. Der Bauch ist zu dick, zu leer, zu voll, er schmerzt …

Die japanische Sichtweise auf den Bauch ist eine andere. Dort hat „Hara“ eine zentrale, fast existenzielle Bedeutung. In den Kampfkünsten, aber auch bei jedem anderen Do (Weg der Übung) geht es nur mit Hara. Es ist der Ort im Körper, wo sich körperliche, aber auch geistige Kraft sammeln lässt. Physisch fühlbar. Er befindet sich ca. 3 cm unterhalb des eigenen Bauchnabels und etwas nach innen gerichtet. Durch beständiges Üben, mit Atmung und Bewegung, wird dieser Bereich der Körpermitte geschult. Lernt man, sich mit und aus diesem Zentrum heraus zu bewegen, gewinnen alle Formen (festgelegte Übungsabläufe) eine neue Qualität. Form und Hara stimulieren sich gegenseitig. Beständiges Üben der Form, steigert das Hara und Hara füllt die Form. Betrachtet man dies mit etwas Tiefe, stellt man fest, dass es letzendlich keinen Unterschied gibt zwischen dem Üben am Trainingsort und unserem Alltag.

Literatur

Werner Lind – „Das Lexikon der Kampfkünste“

K. Graf Dürckheim – „Wunderbare Katze“, „Hara“

Li Deyin – „Taijiquan“

Wolfe Lowenthal – „Es gibt keine Geheimnisse“, „An der Pforte zum Wunderbaren“

Shunryu Suzuki – „Zen-Geist Anfänger-Geist“

Ayya Khema – „Meditation ohne Geheimnis“

Thich Nhat Hanh – „Der furchtlose Buddha“